Unübersehbar zeugte die 1904 in französischer Palais-Architektur erbaute Villa Raab vom wirtschaftlichen Erfolg ihres Erbauers, des Pfeifenfabrikanten Ludwig Raab. In dem repräsentativen Wohnsitz verband der Architekt Otto Lepin die Pracht des Neubarocks mit dem damals hochmodernen Jugendstil, die in unmittelbarer Nähe zu den Fabrikations- und Nebengebäuden lag. 1991 wurde die einst so erfolgreiche Firma im Handelsregister gelöscht, nachdem die Produktion schon seit Jahren eingestellt war. Glücklicherweise blieb die Villa zu großen Teilen im Originalzustand erhalten, was vor allem der Alsfelder Baugestaltungs- und Denkmalschutzsatzung aus dem Jahre 1902 zu verdanken ist – der allerersten in Hessen. Dank einer mustergültigen, denkmalgerechten Renovierung zählt die Villa Raab heute zu den hervorragenden Beispielen für das gelungene Zusammenwirken von Denkmalschutz und moderner Handwerkskunst.
Das Villengebäude umfasst zusammen mit dem Kellergeschoss, Erd- und Obergeschoss auch ein Mansardgeschoss. Über das Gebäude verteilen sich 47 Räume mit Nebenräumen und je zwei Balkone und Terrassen. Der umbaute Raum zählt insgesamt 3.779 m³. 2014 hat Unternehmerpaar Ralf und Tanja Bohn das gesamte Areal als Bauinvestoren erworben und bis 2016 dauert die Bestandsaufnahme und die ersten vorbereitenden Baumaßnahmen. Ab 2016 starteten die Sanierungsarbeiten an der Fassade und dem Gebäudeinneren der Villa, die bis im Spätsommer 2019 andauerten. Der besondere Wert des Objekts lag in den zahlreichen, original erhaltenen Innen- und Außendetails. Zu nennen sind u. a. die prunkvollen Außenfassaden mit ihrem reichen Schmuck an Zierelementen und Einfassungen, die Stuckgesimse und -friese in den Haupträumen sowie die bauzeitlichen Fliesenbeläge. Diese wertvollen, historischen Fliesen von Villeroy und Boch waren in Fluren und Treppenhaus bis auf kleinere Fehlstellen komplett erhalten.
Das gemeinsame Ziel von Bauherrn, Architekten und Denkmalschutz war, mit der Sanierung die historisch wertvolle Bausubstanz und Erscheinungsweise des Gebäudes möglichst originalgetreu wiederherzustellen. Zudem war das Schadensbild des Gebäudes durch die mangelnden Bauunterhaltung äußerst vielschichtig. Entsprechend hoch waren daher die Ansprüche an kompetente Partner und geeignete Materialien. Denn eindringende Feuchtigkeit hatte die Balkenauflager der Innendecken vollständig zerstört und die gesamte Fassade überzogen tiefe Risse und Ausbrüche.
Eine Herausforderung besonderer Art stellte die Ausbesserung und Ergänzung der historischen Fliesen dar. Nicht nur das historische Dekor war nachzubilden, sondern es galt auch, zeithistorische Materialien fachmännisch zu verarbeiten.
Unter der Gesamtleitung des Architekturbüros Weppler-Jungermann aus Alsfeld wurden für die Umsetzung u. a folgende hochqualifizierte Fachbetriebe eingebunden:
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Für Putz- und Malerarbeiten:
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Scheerschmidt und Schneider (Stadtallendorf)
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Für die Baukeramik in traditioneller Handwerksarbeit:
Golem (Sieversdorf/bei Berlin)
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Für die Reproduktion historischer Originale:
Auch an die Bauprodukte im Bereich der Putze und Fliesenverlegung stellten sich in diesem Bauprojekt teilweise ungewöhnliche und schwierige Anforderungen.
Hier konnte SAKRET material- und verarbeitungstechnisch ausgereifte Produktsysteme anbieten, die kompatibel mit den Denkmalschutzauflagen eine langlebige Nutzungsdauer gewährleisten. Im vielschichtigen SAKRET Sortiment finden sich auch Bauprodukte wie Filzputze, Kalk-Innenputze oder Marmor-Feinspachtel, deren Materialeigenschaften und Oberflächen-Optik ideal den Anforderungen des Denkmalschutzes entsprechen.
Der Gesamtzustand des Gebäudes erforderte umfangreiche Vorarbeiten: So mussten die durch das Mauerwerk gehende Risse verpresst sowie viele der steinernen Balkongeländer zur Restaurierung vom Steinmetz herabgenommen werden. Anschließend wurde die gesamte Fassade gesäubert und mit dem SAKRET Klebe- und Armierungsmörtel KAM verputzt. Nachfolgend war der dafür zugelassene SAKRET KAM Filzputz (0,8 mm Korn) als dekorativer Oberputz aufzubringen und seiner Filzputzstruktur entsprechend zu behandeln.
Für Glattflächen wie Gebäudeecken, Gewände, Fensterumfassungen etc. kam der SAKRET Marmorfeinspachtel MFS zum Einsatz. Damit gelang es auch, Unebenheiten bis 1 cm in einem Arbeitsgang zeitsparend auszuspachteln. Zugleich gibt das Marmorkorn dem Spachtel einen angenehmen, weißen Farbton.
In den Treppenhäusern, Zimmern, Küchen, Bädern und Kellern der Villa war nicht nur die komplette Gebäudetechnik auszutauschen und zu erneuern, es mussten auch die strengen Brandschutzauflagen für öffentliche Gebäude erfüllt werden.
Hinzukamen bautechnisch anspruchsvolle Aufgaben wie etwa die Komplettsanierung der Deckenbalken, die Integration eines Aufzugsschachtes oder das Absenken der Kellerböden. Bedingt durch die über Jahrzehnte eingedrungene Feuchtigkeit musste zudem der komplette Wand-Putz abgenommen werden. Erhalten waren glücklicherweise die meisten Stuckprofile. Die Fachleute der Firma Sachs nahmen sie herab, besserten sie aus und schufen Nachbildungen der zerstörten oder fehlende Teile.
Bei den Wänden kam als Grundputz der SAKRET Kalk-Innenputz KIP zum Einsatz, der für seine Umweltverträglichkeit mit dem Blauen Engel ausgezeichnet ist. Er entspricht den Erfordernissen der Denkmalpflege ebenso wie den heutigen Anforderungen an einen hoch atmungsaktiven, allergikerfreundlichen Innenputz. Um die alten Backsteinwände lotrecht zu verputzen, wurde SAKRET KIP in zwei Arbeitsgängen in einer Schichtstärke bis 7 cm feucht in feucht mit der Verputzmaschine G4 aufgetragen.
Nach entsprechender Stand- und Trocknungszeit überarbeitete die Firma Sachs die Wandflächen komplett mit einem Kalkdünnlagenputz derselben Systemfamilie, dem SAKRET Kalkputz Multi innen KPM I, in 6 mm Stärke, darin eingebettet ein alkalibeständiges SAKRET Gewebe zur Rissvermeidung.
Der SAKRET Edelfilzputz EFP 0,5 mm Korn bildete die Endbeschichtung.
Die Decken wurden teilweise mit SAKRET Kalkputz Multi Innen KPM I vorgearbeitet und anschließend komplett mit SAKRET Marmorfeinspachtel MFS glatt verspachtelt. Danach konnten die restaurierten Stuckelemente wieder angebracht werden.
Als Voranstrich auf mineralischen Putzen, Beton und Zementestrich sowie zum Grundieren von zementären Bauplatten kamen die SAKRET Universalgrundierung UG und die SAKRET Spezialgrundierung SG zum Einsatz. Beide Grundierungen schützen auch nachfolgende Zementprodukte vor zu schnellem Wasserentzug und verbessern die Haftung nachfolgender Beschichtungen und Mörtel. Sie sind verseifungsstabil, diffusionsfähig, staubbindend und lösemittelfrei.
Feucht- und Nassräume benötigten eine hochdichte, dünnschichtige und streichfähige Abdichtung direkt unter dem Plattenbelag. Hier empfahl sich die SAKRET Alternative Abdichtung AA als geprüfte Systemkomponente zur Vorbereitung der SAKRET Fliesenkleber: Sie ist roll-, streich- und spachtelfähig, im abgebundenen Zustand wasserundurchlässig und silikonverträglich, schnell trocknend und überbrückt im Untergrund auftretende Risse bis 0,2 mm.
Der SAKRET Flexfliesenkleber schnell FFKs und der multifunktionelle Flexmörtel SAKRET Euroflex EF ermöglichten eine effiziente Fliesenverlegung. Beide sind auch gut für Außenbereiche und den Einsatz bei starken Temperaturveränderungen geeignet. Zudem sind sie schnell verfugbar, wasserfest, frostsicher und von hoher Standfestigkeit. Zum Abfugen der Fliesen diente schließlich der schnellhärtende SAKRET Flexfugenmörtel FFM, der wasserfest sowie dampfdiffusionsfähig ist und ein vollgefüllt wirkendes Fugenbild erzielt.
Wenn Können und Wollen aller Beteiligten eine Einheit bilden, sind herausragende Bauergebnisse wie die Sanierung des Hotels Villa Raab möglich. Aber nur dann.
Eine wesentliche Voraussetzung für diese architektonische und bautechnische Erfolgsgeschichte ist die Qualität und Eignung der eingesetzten Bauprodukte.
So sieht das zuständige Denkmalamt in den mit SAKRET Systemkomponenten ausgeführten Bauleistungen der Firma Sachs bereits ein Arbeitsmodell für weitere
Sanierungsprojekte. Überzeugt äußerte sich auch der leitende Architekt Jochen Weppler zum Erfolg dieser Zusammenarbeit: „eine wirklich gelungene Teamleistung, mit der auch die komplexen Vorgaben des Denkmalschutzes bestens gelöst werden konnten.